Clevere Erlanger setzen sich durch

Eiskalt

Lange Zeit war die SpVgg Selbitz dem Tabellenführer der Landesliga-Nordost ebenbürtig. Am Ende setzte sich aber die Kaltschnäuzigkeit der cleveren Gäste durch. Die Frankenwäldler vergeben einmal mehr etliche einhundert prozentige Torgelegenheiten.

So deutlich wie sich das nackte Ergebnis liest war es beileibe nicht, was die etwa 80 fröstelnden Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz des FFC Hof sahen. Vor allem im ersten Durchgang waren die Frankenwäldler dem Erlanger Starensemble überlegen, nutzten aber einmal mehr die sich bietenden Torchancen nicht.

Dabei fing es so gut für die Schödel-Elf an. Bereits in der elften Minute erzielte Albert Pohl nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Nico Schmidt die 1:0 Führung. Keine zwei Minuten später vereitelte Erlangens Keeper Michael Kraut -Yannick Schuberth hatte trocken abgezogen- mit einer Glanzparade das sichere 2:0. Eine Zeigerumdrehung später war Kraut machtlos, allerdings stand ihm bei Kaan Gezers Torschuss der Pfosten Pate. Die Selbitzer Fans rauften sich die Haare. Und es kam wie es kommen musste: Nach einer Freistoßflanke stand Sebastian Glasner am langen Pfosten sträflich ungedeckt und erzielte den Ausgleich. Statt 3:0, hieß es plötzlich 1:1. Es sollte aber noch derber für die Frankenwäldler kommen. Quasi mit der zweiten Torchance erzielte Labeat Ferizi per Schlenzer in den Torwinkel die Führung für den ATSV.

Selbitz schüttelte sich kurz und legte vor der Pause noch mal einen Zahn zu. Nach einem Gezer-Eckball hatten die Zuschauer den Torschrei erneut auf den Lippen, aber Ferizi kratzte Caliskans Kopfball artistisch von der Torlinie. Eine Minute später war es erneut Caliskan der in aussichtsreicher Position drüber schoss.

Nach dem Seitenwechsel zogen sich die Gäste zunächst zurück. „Wir waren irritiert, dass Selbitz am Anfang so früh drauf gegangen ist. Wir haben dann zur Halbzeit umgestellt, Selbitz kommen lassen und auf Konter gelauert“, analysierte Erlangens Trainer Shqipran Skeraj nach der Partie. Sein taktischer Schachzug sollte aufgehen. Nach einem Befreiungsschlag von Torwart Kraut tauchte der Erlanger Spielmacher Ahmet Kulabas frei vor Schall auf und traf zum 1:3. Vier Minuten später hatte Glasner die Vorentscheidung auf dem Fuß, traf aber nur den Pfosten.

Zwanzig Minuten vor dem Ende hätte Pohl seine Farben noch einmal zurück ins Spiel bringen können. Aus Nahdistanz semmelte er aber Schuberths Zuspiel drüber. Das hätte der Anschluss sein müssen. Fast im direkten Gegenzug zappelte dann wieder das Selbitzer Tornetz. Nach einem Freistoß stieg der eingewechselte Ferdinand List am höchsten und nickte ein. Die Schödel-Elf hatte nun kaum noch was entgegenzusetzen. Die abgezockten Gäste nutzten dies eiskalt aus. Ruhrseitz und der beste Erlanger - Dreh- und Angelpunkt Kulabas, schraubten das Ergebnis noch in die Höhe. „Aufgrund der zweiten Halbzeit geht unser Sieg in Ordnung, auch wenn er sicherlich um ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen ist“, resümierte Skeraj nach der Partie. Henrik Schödel war dagegen sichtlich angefressen: „Heute hat man gesehen was Qualität ist. Erlangen macht aus sieben Chancen sechs Tore, wir einmal mehr, aus sieben Hochkarätern nur eins. Das wir dann am Ende so auseinanderbrechen kann nicht sein, dass hab ich meiner Mannschaft nach dem Spiel auch deutlich zu verstehen gegeben.“

Der SpVgg Selbitz bleibt nicht lange zum verschnaufen. Bereits morgen Abend, sofern gespielt werden kann, muss die Schödel-Elf beim VfL Frohnlach antreten. Wenn sich die Frankenwäldler an den ersten sechzig Minuten des Erlangen-Spiels orientieren, sollte beim Tabellenschlusslicht doch etwas zu holen sein. Freilich muss dazu die mangelnde Chancenverwertung abgestellt werden. Wie man effizient Fußball spielt, musste die Schödel-Elf heute bitter zur Kenntnis nehmen. Der ATSV Erlangen trat wie ein echtes Spitzenteam auf, ließ die Selbitzer Mannschaft anrennen um sie dann eiskalt auszukontern.

SpVgg SelbitzvsATSV Erlangen1 : 6( 1 : 2 )
SpVgg Selbitz

Andreas Schall, Yannick Schuberth, Florian Thierauf (76' Patrick Meister), Nico Schmidt, Eralp Caliskan (62' Martin Damrot), Kaan Gezer, Felix Edelmann, Albert Pohl, Maximilian Lang, Nicolai Schödel (76' Felix Strootmann), Marcel Findeiß

Ersatz: Pascal Meister, Marcin Czaban, Fabian Heblik, David Wich
ATSV Erlangen

Michael Kraut, Michael Krämer, Sebastian Glasner (78' Pape Diouf), Ahmet Kulabas, Moritz Fath (65' Tobias Kauf), Michael Kammermeyer, Kevin Guerra, Sebastian Marx, Hakim Graine (46' Ferdinand List), Tim Ruhrseitz, Ferizi Labeat

Ersatz: Dominik Ort
Schiedsrichter
Benjamin Mignon – Matthias Zahn – Lukas Schwendner
Zuschauer
80
Tore
1:0 Albert Pohl, 1:1 Sebastian Glasner, 1:2 Ferizi Labeat, 1:3 Ahmet Kulabas, 1:4 Ferdinand List, 1:5 Tim Ruhrseitz, 1:6 Ahmet Kulabas
Gelbe Karten

Michael Krämer (50')

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