Selbitz übersteht erste Runde

Relegation

Die SpVgg Selbitz zieht in die zweite Runde der Relegation ein. Nun wartet der FC Coburg. Ein anderes Kaliber als Schammelsdorf. Ein Selbitzer geht schon jetzt voran.

Andreas Schalls Jubel-Schrei war weit über das Stadion in Selbitz hinaus zu hören. Das Rückspiel der Relegation um die Landesliga schrieb die 12. Minute, als das Selbitzer Gerüst doch noch umzufallen drohte. Bis der Selbitzer Keeper die wohl wichtigste Aktion des Spiels hatte: Wie schon im Hinspiel gab es einen Elfmeter für Schammelsdorf. So früh - damit hätte die Partie nach dem Selbitzer 3:2-Sieg im Hinspiel schnell einen Verlauf nehmen können, der so gar nicht in den Plan der Frankenwäldler passte. Doch Schall ahnte da etwas: "Als Torhüter legst du dich früh auf eine Ecke fest", erklärt er, was ihm durch den Kopf ging. Und da der Schammelsdorfer Schütze im Hinspiel die rechte Ecke - vom Torhüter aus gesehen - gewählt hatte, entschied Schall: "Ich dachte mir, er nimmt jetzt die andere", sagt Schall - und behielt recht. Schall hielt. Die Null blieb stehen. Damit war die halbe Miete für Selbitz fast schon rein.

Denn von den Gästen aus Schammelsdorf, die nach dem Hinspiel unbedingt mit zwei Toren Unterschied hätten gewinnen müssen, um in die nächste Runde zu kommen, kam nicht genug. War der TSV im ersten Abschnitt noch von Zeit zu Zeit gefährlich, änderte sich dies nach dem Seitenwechsel komplett. Kein Tempo, keine Überraschungsmomente - man hatte fast das Gefühl, Schammelsdorf spielte auf Klassenerhalt. Als Herausforderer aus der Bezirksliga.

Den Selbitzern war‘s recht. Denn sie spielten ihren Stiefel nach der Pause runter. Das Problem daran: Es war nicht wirklich ansehnlich. "Was wir nach der Pause nach vorn gezeigt haben, kann ich so nicht akzeptieren", sagte der Selbitzer Coach Florian Narr-Drechsel. "Wir haben viele zu leichte Bälle verloren. Und vor dem Tor war es zu fahrlässig." Hätten die Selbitzer ihre vier, fünf Offensivaktionen besser ausgespielt, wäre der Siegtreffer wohl schon deutlich eher als in der Nachspielzeit gefallen. Doch erst Albert Pohl - im dritten Versuch - umkurvte den Gäste-Keeper und staubte ab. Das Tor änderte aber nichts an Narr-Drechsels Generalkritik.

Diese bezog sich nicht nur auf das offensive Unvermögen in der zweiten Halbzeit, sondern auf das gesamte Spiel seiner Elf. Von der Dominanz des Hinspiels war nicht mehr viel zu sehen. "Uns hat das Tempo gefehlt. Das war zu behäbig. Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht, gegen uns sicher zu verteidigen."

Die kritischen Worte sprechen Bände, denn so richtig zufrieden sein konnten die Selbitzer nicht. Sie hatten schon im ersten Abschnitt ihre Probleme. Zu diesem Zeitpunkt sogar mit dem Gegner, während sich der Fokus nach der Pause auf das eigene Unvermögen verschob. Schammelsdorf war mit seinen begrenzten Mitteln durchaus phasenweise gefährlich - vor allem mit hohen Bällen und Standards. Selbitz war dann in höchster Not. "Uns liegen nicht unbedingt die ersten 20 Minuten", gestand auch Marcel Gebhardt, der mit seinem soliden Auftritt in der Innenverteidigung ein Garant für den späteren Zu-Null-Erfolg war.

Bei aller Kritik am Selbitzer Spiel sei allerdings angemerkt: Schon vor der Pause hätten die Frankenwäldler vorn liegen können. Wenn Wich oder Gerull ihre Alleingänge in Richtung Tor mit einem solchen gekrönt hätten. Doch ihnen fehlte die Nervenstärke.

Und so wurde es nach der Pause zu einer Nervenfrage. Allerdings nicht unbedingt einer sehr spannenden. Schammelsdorf fügte sich dem Schicksal, es dieses Jahr in der Relegation nicht zu schaffen. Selbitz sündigte vorn und musste dadurch unnötig lang zittern. Diese fehlende Konsequenz im Abschluss kann für das Team von Trainer Narr-Drechsel noch gefährlich werden. Denn mit dem FC Coburg wird ein anderes Kaliber auf die SpVgg zukommen. "Mit so einer Leistung wie heute schießt uns Coburg ab", warnt Narr-Drechsel nachdrücklich. Immerhin nehme sein Team aber die Mini-Serie von drei Siegen in Serie mit. "Wir sind in diesem Jahr schon arg gebeutelt. Insofern tut das gut", so der Selbitzer Coach.

Und wenn es dann am Ende eng werden sollte, sind Männer wie Andreas Schall gefragt: "Andi ist ein solcher Typ, der in einer Relegation den Unterschied ausmachen kann", sagt sein Coach. "Ich bin froh, dass ich ihn habe." Und das nicht nur bei Elfmeter.

Schall selbst brennt bereits jetzt auf den Vergleich beim oberfränkischen Konkurrenten. "Es geht nur übers Mentale. Das müssen wir jetzt jedem ins Hirn hämmern. Und jeder, der die Anzeichen hat, es nicht zu begreifen, der bekommt es mit mir zu tun."

SpVgg SelbitzvsTSV Schammelsdorf1 : 0( 0 : 0 )
SpVgg Selbitz

Andreas Schall, Christoph Kaschel (75' Niklas Hackenberg), Marcel Gebhardt, Tjark Gerull (46' Albert Pohl), Pascal Vuckov, Maximilian Lang, Felix Strootmann, Robin Renger, David Wich, Nicky Eichelkraut (80' Richard Vanek), Marcel Findeiß

Ersatz: Dominik Heger, Florian Narr-Drechsel, Christian Pätz, Patrick Meister, Lucas Herrmann
TSV Schammelsdorf

Matthias Schneider, Jonas Bäuerlein, Johannes Wörner, Philipp Ohland, Robin Herbst, Michael Pitzer, Dominik Kauder, Michael Massak, Carlo Schmitt (73' Erik Sussner), Pascal Herbst, Lukas Witterauf (82' Domenik Brunner)

Ersatz: Roman Hochhalter, Timo Hofmann, Claus Christmayr, Fabian Kemmer
Schiedsrichter
Benjamin Mignon – Jonas Kohn – Matthias Kraus
Zuschauer
602
Tore
1:0 Albert Pohl
Gelbe Karten

Marcel Gebhardt (90'+1)

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